Donnerstag: 19.04.2018 Tag 6
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Zeitig ging es zu Fuß, das Hotel liegt nur wenige Meter vom Eingang der
Schlucht entfernt, auf nach Petra. Das Eintrittsgeld beträgt tatsächlich
50 JD, entspricht ca. 54 €, für 2 Tage wie bei uns 54 JD -> war aber im
Reisepreis enthalten. Ausgerüstet mit Rucksack,
Fotoausrüstung und natürlich Wasserflasche führte uns Hussein zum
Höhepunkt der Reise. Dass wir nicht die einzigen Besucher waren, kann
man sich gut vorstellen; die Massen hielten sich jedoch in Grenzen. Als
"Hilfsmittel" zur Fortbewegung standen Esel, Pferdekutschen und später
auch Kamele zur Verfügung. Wie schlecht die Pferde vor den Kutschen
behandelt wurden, konnten wir am nächsten Tag beobachten -> wirklich
eine Schande. Für uns standen diese Transportmittel so nicht zur
Diskussion!
Über die 1,5 Kilometer lange und etwa 70 Meter tiefe Felsschlucht, den Siq (dt.:
„Schacht“), der an seiner engsten Stelle nur 2 Meter breit ist, kommt
man zum wohl berühmtesten Gebäude von Petra, dem Schatzhaus. Am Ende der
Schlucht öffnet sich dann der Blick in das in den Fels gemeißelten
Gebäude -> einfach Gänsehaut pur.
Das „Schatzhaus des Pharao“, wie es von den Beduinen genannt
wurde, war in Wirklichkeit vermutlich eines von zahlreichen Felsgräbern.
Es wurde möglicherweise für den Nabatäerkönig Aretas IV. angelegt, der
im 1. Jahrhundert v. Chr. regierte. Über sechs korinthischen
Säulen erhebt sich ein Rundtempel mit vierzig Meter Höhe. Auf der Spitze
des Tempels befindet sich eine Urne, die, wie der gesamte Bau und die
anderen Königsgräber Petras, überwiegend aus massivem Fels bestehen.
Eine komplett funktionierende Wasserversorgung und sichere Lage machten
Petra zu einer bevorzugten Station für Karawanen aus dem Süden Arabiens,
die überwiegend mit Luxusgütern für Abnehmer aus dem
gesamten Mittelmeerraum beladen waren:
Gewürze aus Indien und Seide aus China, Elfenbein aus Afrika, Perlen aus
dem Roten Meer und Weihrauch aus dem Süden Arabiens. Das Harz des
Weihrauchbaums war in der gesamten antiken Welt als besonders kostbare
religiöse Opfergabe und als Arzneimittel begehrt. In umgekehrter
Richtung gelangten über Petra Waren aus der Levante, etwa
Goldschmiedearbeiten aus Aleppo, zu den Märkten des Jemen und Omans.
Zwischenhandel und Zölle warfen für die Nabatäer hohe Gewinne ab.
Dass sich am Schatzhaus alles versammelt, Touristen, Händler sowie
Kamele braucht wohl nicht extra erwähnt werden. Jeder hat den Wunsch,
das schönste Foto zu schießen, Selfie in allen Variationen werden
gemacht. Ich konnte mich die ersten Minuten an diesem Anblick nicht satt
sehen, aber dann zückte auch ich Handy und Kamera.
Über die Fassadenstrasse, eine Anreihung nabatäischer Gräber, geht es
zum römischen Theater. 45 Sitzreihen boten mehr als 4000 Besucher Platz.
Nach einer Erfrischung
mit Limonade ging es über Stufen hoch zu den Königsgräbern; vier schöne
nebeneinander liegende Fassaden. Die Baustile der Gräber lassen
nabatäische, griechische
und römische Einflüsse erkennen. Die byzantinische Kirche ganz in der
Nähe wurde vermutlich gegen Ende des 5. Jahrhunderts erbaut. Teilweise
gut erhalten sind die vielen Bodenmosaiken. Bei einem Restaurant trennte
sich die Gruppe, jeder konnte in Eigenregie auf Erkundung gehen.
Verlaufen konnte man sich hier nicht -> es führt nur ein Weg zurück bzw.
ein Stufenpfad im Nordwesten hoch zum Kloster.
So ließ ich die Eindrücke auf mich einwirken und wanderte langsam vorbei
an den Königsgräbern zurück. Sollte ich den Opferberg besteigen?
Der Hohe Opferplatz liegt auf dem Gipfel des Jebel Attuf -> 700 Stufen
sollen es bis oben sein. Gemeinsam mit Alexander machte ich mich dann
an den Aufstieg. Die Stufen waren relativ gut ausgebaut und recht
gleichmäßig. Eigentlich war es dann weniger anstrengend als erwartet.
Der Ausblick auf das Tal war bereits unterwegs schön, oben angelangt
jedoch toll. Wie könnte es anders sein, oben wurde Tee gekocht, ein
kleines Lager lud zum verweilen ein. In der Zwischenzeit konnte
Alexander das Handy des jungen Jordaniers über seine Powerbank mit
Energie laden, dafür durften wir fast gratis Tee trinken! Abwärts ging
es natürlich leichter, man sollte jedoch nicht unvorsichtig werden.
Trittsicher scheinen die Esel auf den Stufen zu sein, die für die
Versorgung am Opferberg zuständig sind. Reiten über die Stufen auf dem
Eselrücken -> nein danke.
Nochmals für heute die letzten Eindrücke am Schatzhaus einwirken lassen,
dann ging es langsam zurück zum Hotel, das von den Zimmern leider auch
nicht überzeugte.
Gegen 19 Uhr ging es nochmals nach Petra: Hussein hatte uns
Eintrittskarten besorgt für "Petra by Night" -> 17 JD. Der Weg in die
Schlucht war mit Kerzen beleuchtet, ein großer Pulk bewegte sich im
Licht der Sterne und Kerzen zum Schatzhaus. Auf dem Boden liegende
Decken waren für die Zuschauer vorbereitet, auch hier waren vor der
Tempelwand viele Kerzen aufgestellt. Eigentlich ein romantischer
Anblick, aber selbst nach Beginn der "Vorstellung" kamen immer noch
Leute und störten somit die Stimmung. Ein Flöten- sowie ein
Sudelsackspieler untermalten mit arabische Musik die Nacht. Dann
erzählte ein Jordanier eine Geschichte in englisch über Krieg und
Frieden. Über meine Englischkenntnisse möchte ich mich hier nicht weiter
auslassen. Abschließend wurde die Fassade in verschiedenen Farben
angestrahlt, auch recht schön, aber dafür fast 20 € -> schade um das
Geld!
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