1992
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- 20 Jahre NC-Technik im Hause
OSRAM
Im Frühjahr 1972 begann für OSRAM im Maschinenbau eine neue Ära, es
wurden die ersten NC-gesteuerten Werkzeugmaschinen in Betrieb
genommen. Als Standort für die Kurvenfräs- und Schleifmaschine sowie
das Bohr- und Fräszentrum wurde der damalige Maschinenbau Neusäß
ausgewählt.
Diese junge Technik erforderte einige Umstrukturierungen im
Arbeitsablauf, da zum Betrieb dieser Maschinen nicht nur das
Bedienungspersonal sondern auch Programmierer notwendig waren.
Hier sollte vielleicht kurz auf den Begriff >NC < eingegangen werden.
NC = Numerical Control, das heißt die Befehle werden der
Werkzeugmaschine mit Hilfe einer Steuerung eingegeben. Im Gegensatz
zur herkömmlichen manuellen Werkzeugmaschine, die vom Bediener über
Handräder gesteuert wird, kommen bei der NC-gesteuerten
Werkzeugmaschine die Befehle aus der Steuerung. Diese gibt z.B. an den
Regler bzw. Motor Signale eine bestimmte Wegstrecke mit einer
vorgegebenen Geschwindigkeit zu fahren. Durch einen Soll -
Istvergleich wird an der richtigen Position der Motor abgeschaltet.
Diese Steuerbefehle werden vom Programmierer vorgegeben und
anschließend über Lochstreifen an die Maschine weitergegeben. Für die
Bearbeitung der Werkstücke wird die Maschine vom Bediener
eingerichtet, der Arbeitablauf über Lochstreifen eingelesen und nun
von der Maschine den Steuerbefehlen entsprechend umgesetzt.
Nun aber wieder zurück zu den ersten Maschinen, die auch mit ein
Grundstein für BK-Fertigungslinien waren. Erstmals wurden statt nach
Kopierschablonen hergestellte Schaltkurven gehärtete und geschliffene
Werkstücke gefertigt. Bedeutsam war auch die Reproduzierbarkeit der
Fertigungqualität. Nur so war eine Leistungssteigerung der
Fertigungsmaschinen bei gleichzeitiger erhöhter Genauigkeit möglich.
1978 wurde der Maschinenbau nach Augsburg verlegt. Zur gleichen Zeit
wurde als weiterer Schritt eine CNC-gesteuerte Drehmaschine
integriert. CNC = Computerized Numerical Control, das heißt eine
numerische Steuerung, bei der ein Mikrocomputer in Verbindung mit
entsprechender Betriebssoftware verwendet wird, um NC-Funktionen zu
realisieren.
Als weiterer Meilenstein sollte der 1984 eingerichtete DNC-Betrieb
erwähnt werden. DNC = Direkt Numerical Control, das heißt die
Maschinen erhalten ihr Teileprogramm über Kabel direkt vom zentralen
Rechner. Hiermit konnten nun die Daten der über 3000 Lochstreifen für
die damals 10 gesteuerten Werkzeugmaschinen im Zentralrechner
verwaltet werden. 1991 / 1992 wurde der Maschinenpark durch weitere
Maschinen erweitert.
zwei flexible Fertigungszentren mit Zugriff auf je 150 Werkzeuge,
gesteuertem Messtaster, Werkzeugkühlung durch die Spindel (das heißt
Bohrer u. ä. werden durch das Werkzeug direkt an der Schneide gekühlt)
sowie Kodeträger am Werkzeugschaft für die Identifikation. Als
Besonderheit muss natürlich noch der Palettenpool mit 8 Stationen für
unterschiedliche Bearbeitung erwähnt werden.
sowie eine Drehzelle für Komplettbearbeitung. Wie der Begriff bereits
aussagt, können hier in einer Bearbeitung Dreh- Fräs- und
Bohrarbeitsgänge ausgeführt werden. So konnte zum Beispiel für ein
manuell hergestelltes Ventilgehäuse = 27 Minuten über die NC-Fertigung
= 14,5 Minuten die Stückzeit auf 4 Minuten reduziert werden.
Zwischenzeitlich wurde diese Technik auch in den übrigen OSRAM-Werken
eingeführt. Selbstverständlich werden auch unsere jungen AZUBIS in
ihrer Ausbildung an diesen Maschinen geschult.
Ein Maschinenpark ohne diese Technik ist heute sicherlich nicht mehr
konkurrenzfähig. Trotzdem ist die herkömmliche Bearbeitung nicht
wegzudenken, wobei auch hier Erleichterungen wie Digitalanzeigen u. ä.
eingeführt wurden.
FAZIT: Die Fortschreitung der neuen Technik fordert vom Facharbeiter
an der Maschine mehr den je sein Wissen auszubauen und umzusetzen.
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Am 18.09.1995 war mein erster Aufenthalt in Nove Zamky, TESLA hieß die
Lampenfabrik damals noch. Der erste Eindruck des Werkes war alles andere als
positiv, Schmutz, Unordnung, Chaos herrschte in und um die Gebäude. Im
Hotel Stardust, das einer Schweizer Firma gehörte, waren die ersten
Gespräche der angehenden Geschäftsleitung und Organisatoren. Auch eine
wenig erfolgreiche Wohnungssuche stand auf dem Programm. Zurück in
Augsburg begann die Prozedur für die Arbeitsgenehmigung und den
Abordnungsvertrag. Aber auch gesundheitliche Nachweise wie eine
Aidsuntersuchung standen an. Alle Dokumente mussten natürlich in die
slowakische Sprache übersetzt werden!
Am 06.12.1995 war dann es dann soweit; mit dem Auto ging es 750 km zu meinem neuen
Arbeitsplatz und Wohnsitz. Große Unterstützung fand ich damals bei Adrika,
die im Hotel an der Rezeption beschäftigt war. Wie hätte ich sonst all die
Dinge wie Wohnungssuche, slowakischer Ausweis und vieles mehr bewältigen
sollen. Ein slowakisches Wörterbuch war ansonsten die einzige
Hilfe; es gab noch kein Google für Übersetzungen. Positiv war ich von der
fachlichen Qualität der Mitarbeiter beeindruckt; die Gewissenhaftigkeit
mancher Mitarbeiter ließ jedoch sehr zu wünschen übrig. Aber zuerst
wurde mal die Werkstatt und die Maschinen geputzt, Lampen eingesetzt, die
Maschinen neu geordnet und umgesetzt; ein wirklich nicht einfaches
Unterfangen. Auch die Beschaffung von Werkzeugen, Material und Zubehör
stellte mich oft vor fast unlösbare Probleme. Ein Kauf
auf Rechnung war ausgeschlossen, Barkauf wurde dann oft auch auf meine Kasse
ausgeführt. Dafür gab es zum 13. jeden Monats die
Gehaltszahlung in der
Tüte, hierzu eine Seife und eine Rolle WC-Papier!
Nach 3 Monaten Aufenthalt im Hotel dann endlich Umzug in mein privates
Zuhause, ein
älteres Haus mit Garten. Wie schleppend diese Aktion verlief,
möchte ich hier nicht im Detail beschreiben. Auch hier wäre ich ohne Adrika auf verlorenem Posten gewesen! So zog sich der Umzug über 1 1/2
Monate hin, Zusagen für die Hauseinfahrt und ähnliches wurden immer wieder
gebrochen. Am 05.03.1996 war es dann soweit. Ich kann mich noch gut an
diesen Tag erinnern: Der Zugang zum Haus war nur über das
Nachbargrundstück möglich, der Nachbarhund zog mich an der Hose; hier also
sollte ich die nächsten Monate wohnen. Für mich war es einfach wichtig,
etwas Privatsphäre zu haben. So hatte ich aber neben den Aufgaben im
Maschinenbau halt die Probleme am Haus zu bewältigen > Zufahrt,
Warmwasserversorgung, Telefon; es wurde nicht langweilig.
Auch im Maschinenbau ging es sehr langsam vorwärts; Rückschläge waren
keine Seltenheit. Immer wieder wurde die Lieferzeit der Bestellungen
überschritten und Qualitätsmängel angemahnt. Ein gewaltiger Schritt war
die Neueinteilung der Mitarbeiter und Meister, die Änderung der Vorgabe zu
den Planzeiten bzw. Istzeiten für die Teilefertigung, die Einführung der
Arbeitspläne auf Excel, die ersten Leistungsbewertungen!
Dass von einigen Mitarbeitern aus Augsburg meine Tätigkeit in Nove Zamky
boykotiert wurde, sei hier auch mal erwähnt. Mein persönlichen Ehrgeiz,
die Leistung des Maschinenbaues aufzubauen, wurde dadurch jedoch
angespornt. Und so stieg ich wohl oder übel immer tiefer in die Materie
ein. Ein dickes Lob muss hier auch an einige Mitarbeiter gerichtet werden
> Eigeniniative, Improvisieren und fachliches Können halfen mir manches
Problem zu lösen!
Im Juni wurde nach vielen Mahnungen und Reklamationen das Haus außen
renoviert: neue Fenster mit Rollos wurden eingesetzt, die Fassade
gestrichen. Es war nun das
schönste Haus der Straße!
So vergingen die Monate mit positiven aber auch negativen Vorkommnissen.
Es gab sicherlich auch schöne Erlebnisse: Der Nachbarhund wurde mein neuer
Freund, an meinem Gartengrill röstete ich manches Kotelett, der Besuch von
den OSIMA-Mitarbeitern wurde mit Bier gefeiert. Auch L. Johnsen und R.
Kreissl kamen zu einem Umtrunk. So fand ich auch Kontakt auf dem
Tennisplatz, im Fitness-Studio aber auch privat.
Als dann im Oktober 1996 von Seiten OSRAM eine Vertragsverlängerung im
Raum stand, konnte ich mich nicht dem damaligen Leiter des Maschinenbaues
einigen. Das geplante Aufgabenfeldes nach meiner Rückkehr in Augsburg
entsprach nicht meinen Erwartungen.
So wurde aus den Bewerbern vor Ort ein Nachfolger gesucht, den ich mehr
oder weniger erfolgreich einlernen durfte.
Für mich näherte sich das Ende meiner Abordnungszeit. Mit einem kleinen
Abschiedsessen im Maschinenbau (Spanferkel, das ich selbst aussuchen
durfte > wurde vom Bäcker toll zubreitet) sowie einer Abschiedsrede ging diese
Ära zu Ende. Aber auch die Mitarbeiter bedankten sich ihrerseits mit einem
Präsent für meine Zeit im Maschinenbau. In all diesen Monaten habe ich
menschlich viel neues gelernt und berufliches verändert.
Im Rückblick hat diese Zeit eben nicht nur negatives gebracht!
So ging es dann am 29.11.1996 vollgepackt im Auto Richtung Heimat.
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